Gewinnung von Ökostrom im Einklang mit der Natur

Von Laura Kleimann, 22. November 2019

Zunehmend mehr Haushalte entscheiden sich bewusst für den Umstieg auf Ökostrom. Eine saubere Herkunft der Energie ist ihnen wichtig, weil sie damit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten möchten. Immer häufiger wird außerdem die Herkunft der Elektrizität hinterfragt, denn einigen Kritikern zufolge ist Ökostrom nicht immer so grün, wie vermutet.

Ökostrom sollte wirklich grün sein

Schon heute basieren rund 38 Prozent der in Deutschland erzeugten Elektrizität auf der Nutzung regenerativer Energien. Die Tendenz ist steigend, ebenso wie der Strombedarf der Haushalte. Hierfür ist unsere moderne Lebensweise verantwortlich. Zugleich muss der Anteil an grüner Energie steigen, weil der Ausstieg aus dem Kohlestrom voranschreitet und der Atomausstieg ebenfalls beschlossen ist.

In Anbetracht dieses Ausblicks sollte gewiss sein, dass Ökostrom seinem Ruf der Nachhaltigkeit gerecht wird. Allerdings existieren tatsächlich gewisse Einschränkungen und Schwierigkeiten, die einst nicht bedacht oder falsch eingeschätzt wurden. Umso entscheidender ist der richtige Ausbau der regenerativen Energien, damit für die Zukunft eine noch nachhaltigere Nutzung gewährleistet ist.

Biomasse

Die Stromerzeugung mittels Biomasse, insbesondere in Verbindung mit Biogasanlagen, hat in den vergangenen Jahren erheblich zugelegt. Doch sie steht besonders in der Kritik, das Bundesamt für Naturschutz (BfN) sieht keine ausbaufähigen und naturverträglichen Handlungsoptionen.

Das Hauptproblem in diesem Zusammenhang ist die Entstehung von Monokulturen, vor allem bedingt durch den Anbau von Mais. Derartige Monokulturen beeinträchtigen die biologische Artenvielfalt im ländlichen Raum. Zugleich werden landschaftlichen Flächen belegt, die auch der Produktion von Lebensmitteln dienen könnten.

In Anbetracht dieser Situation erscheint es sinnvoll, nachhaltigere Landwirtschaft zu betreiben. Die Erzeuger sollten umfassendere Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Dies ließe sich u.a. im Rahmen der Subventionsvergabe steuern.

Wasserkraft

Auch die Stromerzeugung mittels Wasserkraft hat ihre Schattenseiten. Das wesentliche Problem ist der Einfluss von Wasserkraftwerken auf ihre unmittelbare Umgebung. Für eine wirksame Stromerzeugung werden Flüsse typischerweise angestaut. Doch Staudämme können Fließgewässer stark verändern, auch auf Kosten der Artenvielfalt.

Betroffen sind in diesem Zusammenhang vor allem Fische. Für einige Arten ist es wichtig, innerhalb von Flusssystemen weite Strecken ungehindert zurücklegen zu können. Je nach Bauweise können Dämme jedoch ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Ebenso kritisch sind die Turbinen vieler Kraftwerke zu betrachten. Sie können Fische sowie weitere Lebewesen erfassen und aufgrund ihrer hohen Drehzahlen töten.

Erfreulicherweise sind diese Probleme bereits seit längerer Zeit bekannt, sodass Ingenieure wirksame Lösungen entwickeln konnten. Es gibt z.B. neue Turbinenformen, die mit niedrigeren Drehzahlen arbeiten und dennoch sehr effizient sind. Zugleich wird im Rahmen der Kraftwerksplanung genauer geprüft, wo und innerhalb welchen Rahmens Wasser angestaut werden kann, ohne die Artenvielfalt zu beeinträchtigen. Außerdem wurden neuen Formen der „Fischtreppe“ entwickelt, die Wasserlebewesen die Möglichkeit bieten, sich in Flusssystemen ungehindert fortzubewegen.

Windkraft

Die meisten Diskussionen über Risiken bei der Nutzung regenerativer Energien drehen sich um Windkraftanlagen. Viele Menschen stören sich primär an der Optik solcher Kraftwerke. Doch es ist ebenso bekannt, dass sie in bestimmten Gebieten den Bestand an Fledermäusen und Vögeln gefährden.

Die gegenwärtig im Einsatz befindlichen Anlagen lösen besagte Probleme nicht. Erhebliche Verbesserungen aus technischer Sicht sind (vorerst) nicht zu erwarten. Eine umso höhere Bedeutung kommt deshalb dem weiteren Ausbau der Windkraft zu. Die Auswahl von Standorten muss noch stärker unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte erfolgen. Erfreulicherweise ist dies in der Praxis der Fall. Genehmigungen werden nicht mehr so leicht erteilt, es finden genauere Prüfungen statt.

Der Widerstand in der Bevölkerung hat übrigens zugenommen, was sich auf die Realisierung von Windkraftprojekten auswirkt. Außerdem ist anzumerken, dass die Windkraft in Deutschland bereits gut erschlossen ist und die Wachstumsmöglichkeiten daher überschaubar bleiben.

Photovoltaik

Das größte Ausbaupotenzial sehen Energieexperten im Feld der Stromerzeugung mittels Sonnenenergie. Obwohl Photovoltaikanlagen innerhalb der letzten zehn Jahre ein beeindruckendes Wachstum erlebt haben, muss noch lange nicht Schluss sein. Insbesondere in den Städten existieren noch riesige Dachflächen, die sich zur Installation von Photovoltaikanlagen eignen. Zugleich gelten Solaranlagen als besonders nachhaltig.

Im Vergleich zu den anderen bisher aufgeführten Lösungen weisen sie keine unmittelbaren Nachteile auf. Die Stromerzeugung erfolgt ohne Beeinträchtigungen der Umwelt. Einen kleinen Haken gibt es dennoch: Wie grün eine Photovoltaikanlage ist, hängt stark von ihrer Herkunft ab. Käufer sollten deshalb achtsam sein und sich mit den verschiedenen Herstellern näher beschäftigen.

Fazit

Tatsächlich ist Ökostrom nicht immer ganz so grün, wie gerne vermutet wird. Allerdings ist zu bedenken, dass er im Vergleich zu konventionell erzeugtem Strom erheblich besser abschneidet. Die Ökobilanz von Kohle- oder gar Atomstrom ist deutlich schlechter, sodass sich der Umstieg auf Ökostrom in jedem Fall empfiehlt.

Gleichzeitig ist der Ausblick sehr positiv. Schließlich haben in den vergangenen Jahren sowohl die Energieversorger als auch die Entwickler technischer Lösungen viele neue Erkenntnisse gesammelt. Diese fließen schon heute in die Planung neuer Kraftwerke ein, was die Ökobilanz der grünen Energien immer besser macht – auch weil die Nach- und Umrüstung bestehender Kraftwerke stattfindet.

Der positive Ausblick wird von der Photovoltaiktechnik unterstrichen. Sie gilt als besonders sauber und bietet zugleich das größte Ausbaupotenzial. Gleichzeitig steht sie für eine Lösung, die etliche Verbraucher selbst einsetzen können. Nahezu jeder Eigenheimbesitzer hat die Möglichkeit, selbst eine Solaranlage in Betrieb zu nehmen und damit seinen persönlichen Beitrag zur Energiewende zu leisten.