Von einem nachhaltigen Leben ist im Kontext von Naturschutz und Umweltpolitik immer häufiger die Rede, doch was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? Der Begriff stammt von dem Verb nachhalten und bedeutet, dass etwas für längere Zeit vorhanden sein sollte. Genauer gesagt sollen bei einem nachhaltigen Leben dem Kreislauf nur so viele Ressourcen entnommen werden, wie wieder zurückgeführt werden können.
Wie fälschlicherweise angenommen werden könnte, ist Nachhaltigkeit kein neues Phänomen. Zum ersten Mal fand der Begriff zu Anfang des 18. Jahrhunderts im Kontext der Forstwirtschaft Verwendung. Oberberghauptmann Carlowitz erwähnte ihn in seinem Buch, in dem er sich für ein stabiles Gleichgewicht von Waldrodung und Wachstumsförderung einsetzte. Der Wald sollte so langfristig geschützt werden.
Umweltfreundlich, fair und sparsam
Heute wird der Begriff auf viele weitere Lebensbereiche übertragen. Nachhaltig kann es sein, bei einem sterbenden Smartphone-Akku nicht das gesamte Gerät, sondern nur den Akku zu ersetzen. Nachhaltig kann es aber auch sein, ein Elektro- statt eines Dieselfahrzeugs zu kaufen oder Bücher und Kleidung zu spenden, statt sie in den Müll zu werfen.
Ob nachhaltig gehandelt wird, zeigt sich anhand von drei Komponenten. Das eigene Handeln sollte umweltfreundlich, fair und sparsam sein. Denn die bewusste Nutzung von Ressourcen schützt nicht nur Pflanzen und Tiere, sie zeigt auch Fairness gegenüber Mitmenschen und zukünftigen Generationen und kommt zu guter Letzt dem eigenen Geldbeutel zugute. Nachhaltigkeit wirkt also in ökologische, soziale und ökonomische Lebensbereiche hinein und ist mit dem Einkauf von Bio- und Fairtrade-Produkten nur teilweise ausgeschöpft.
Eigenes Handeln bewusst machen
Nachhaltigkeit ist seltener gegeben, als angenommen wird. So ist ein Elektroauto beispielsweise nach heutigem Stand erst nach circa 8,5 Jahren umweltfreundlicher als ein Verbrenner, weil bei der Herstellung der benötigten Akkus Feinstaub und Kohlendioxid entsteht. Weiterhin schaden die in den Akkus enthaltenen knappen Rohstoffe – etwa Kobalt, Lithium und Nickel – nicht nur der Umwelt, sondern oft auch den Menschen, die sie abbauen. Wie für Elektroautos gilt für alle Geräte mit Akkubetrieb vom Smartphone bis zum Laptop, dass eine langjährige Nutzung oberste Bedingung für ein möglichst neutrales Umweltkonto ist. Selbstredend sollte nicht immer auf das neueste Modell wert gelegt werden.
Reparieren statt wegwerfen
Wenn ein Gerät irgendwann defekt ist, lohnt es sich meist, es in die Reparatur zu bringen. Dafür gibt es sogenannte Repair-Cafés, in denen sich Bastler ehrenamtlich engagieren. Im Internet findet sich eine Deutschlandkarte mit allen Repair-Cafés. In Berlin gibt es ganze 18 Stück, in Hamburg 16 und in München immerhin 4. Aber auch in kleineren Städten wie Viersen, Kirchheim oder Schleswig werden die kostenlosen Reparaturwerkstätten angeboten. Wer sich selbst die nötigen Bastler-Skills aneignet und nicht nur sich selbst, sondern auch Familie, Bekannte und Nachbarn mit seinem Können unterstützt, handelt besonders nachhaltig.
Markenprodukte nachhaltig erwerben
Nachhaltig zu leben, bedeutet nicht, dass auf Markenprodukte verzichtet werden muss. Nur sollten diese vielleicht auch mal in Second Hand-Shops, auf dem Flohmarkt oder Tauschbörsen erworben werden. Gebrauchte Kleidung, Schuhe und Accessoires gibt es zwar auch online, allerdings sollte der Versand von Produkten nach Möglichkeit vermieden werden.
Auch wenn auf Plattformen wie ebay-kleinanzeigen, Facebook-Marketplace oder nebenan.de Schnäppchen gemacht werden, ist es immer besser, seine Möbel, Elektrogeräte, Sammler- oder Kleidungsstücke beim Verkäufer abzuholen – und das natürlich nicht mit dem Auto. Für Abwechslung im Kleiderschrank kann alternativ auch ein Tausch mit Freunden sorgen.
Manchmal ist es günstiger, teurer zu kaufen
Besonders Kleidung wird gern billig produziert und landet dann nach einigen Monaten auf dem Müll. “Fast Fashion” nennt sich dieser negative Trend. Eine Statistik zeigt, dass jeder Deutsche im Durchschnitt fast 4,7 Kilogramm Kleidung im Jahr wegwirft und nur 500 Gramm recycelt; das entspricht etwa dem Gewicht einer Hose.
Wer dagegen vorgehen will, aber davor zurückschreckt, sich abgetragene Kleidung überzuziehen, kann sich mit nachhaltigen Modemarken einkleiden. Zwar sind beispielsweise Hoodies und Hosen von “Fuxbau” oder Kork-Schuhe von “Doghammer” in der Anschaffung teurer, bestehen aber oft schon aus recycelten Materialien, werden fair hergestellt, halten länger und sehen zudem noch besser aus.
Übrigens: Da auch das nachhaltigste Kleidungsstück irgendwann seinen Charme verliert, kann es immer noch umgenäht, verschenkt oder weiter recycelt werden. Aus Schuhen lassen sich Blumentöpfe oder Lampen basteln und Schuhabsätze können als Buchstützen dienen.
Lebensmittel müssen nicht in die Tonne
Die Verschwendung von Lebensmitteln in Deutschland ist nicht weniger alarmierend. Mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle entsteht nicht etwa in der Produktion oder im Handel, sondern in Privathaushalten. Im Jahr kommen durchschnittlich 75 Kilogramm zusammen. Zu diesem Ergebnis kam eine 2015 durchgeführte Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Ihr Ziel ist es nun, den Verbrauch in privaten Haushalten bis 2030 zu halbieren, dadurch würden 6 Millionen Tonnen Co2-Äquivalente eingespart werden.
Eine Antwort auf diese Verschwendung ist das Foodsharing (deutsch: Essen teilen). Unter diesem Begriff engagieren sich seit 2012 über 200.000 Nutzer*innen. Sie bringen ihre Lebensmittel zu Regalen oder Kühlschränken in der Nähe, um sie für andere kostenlos zugänglich zu machen. Besonders vor Urlauben und Reisen ist das sehr hilfreich. Auf foodsharing.de findet sich eine Übersicht der “Fairteiler”-Stationen.
Häufig sind die Fairteiler auch gleichzeitig Abholstationen für Gemüsekisten, in denen saisonales und regionales Obst und Gemüse gesammelt wird, das aufgrund seiner Form nicht in die Supermärkte kommt. Je nach kooperierenden Bauernhöfen können es auch Brot, Käse, Nüsse oder Kräuter in die Abo-Kiste schaffen. Besonders werden umliegende Bauern durch die solidarische Landwirtschaft (kurz: Solawi) unterstützt.
Ökostrom beziehen
Statt weiter die großen Stromkonzerne zu unterstützen, kann die Energie auch von einem grünen Stromlabel kommen. Der Strom wird hier nachhaltiger produziert, das heißt, durch erneuerbare Energien wie Solar oder Wind hergestellt. Auch Strom aus Wasserkraft- und Biogasanlagen gilt als Ökostrom. Doch wer liefert eigentlich zu 100 % Ökostrom? Verbraucher werden zum Beispiel bei Anbietern fündig, die das Gütesiegel „Grüner Strom“ tragen.
Hilfreiche Links:
www.repaircafe.org
www.nebenan.de
www.foodsharing.de
www.solidarische-landwirtschaft.org
www.zugutfuerdietonne.de